„2018 war ein sehr gutes Jahr für uns“ Interview mit Martin Refle
Wie sich das Jahr 2018 für die ProEngeno GmbH & Co. KG darstellte und welche Herausforderungen vor dem Strom- und Gasanbieter in Jemgum liegen, erzählt Martin Refle, einer der beiden Geschäftsführer.
Wie beurteilen Sie das abgelaufene Jahr?
Nach schwierigen Jahren, vor allem zwischen 2010 und 2014, war 2018 ein sehr gutes Jahr für uns. 2018 haben wir richtig durchgeatmet. Und die Perspektiven für 2019 sehen ähnlich gut aus.
Die schwierigen Jahre haben damit zu tun, dass ProEngeno, früher als Strommixer bekannt, erstmal Pionierarbeit leisten musste?
Es war tatsächlich Pionierarbeit. Zuerst waren wir ein reiner Ökostromhändler. Wir mussten erkennen, dass wir alleine mit dem Stromverkauf am Markt nicht existieren konnten. Die Margen sind so gering, dass man damit kein Geld verdienen und erst recht nicht Leute beschäftigen kann.
Mittlerweile arbeiten 14 Menschen bei ProEngeno. Wie haben Sie es geschafft, die Firma rentabel zu machen?
Wir haben uns neu aufgestellt und sind zusätzlich ins Gasgeschäft eingestiegen. Und – ganz wichtig: Wir sind ins Dienstleistungsgeschäft eingestiegen. Wir stellen anderen unser Know-how und unsere selbst entwickelte Software zur Verfügung. Mit dem ganzen Paket sind wir als kleiner feiner Ökostrom- und Ökogashändler jetzt auch überlebensfähig.
Noch mal zurück zu 2018: Was waren die herausragenden Ereignisse?
Wir haben zum ersten Mal eine Marketinggruppe gegründet, die kontinuierlich die ganze Marktkommunikation, die eine besondere Herausforderung ist, ganz ordentlich - wie ich meine - hinbekommen hat. Wir sind in Deutschland mittlerweile in der Szene bekannt. Das merken wir daran, dass wir auch aus ganz Deutschland Kunden bekommen. Das werden wir 2019 auch weiter machen. Wir haben dafür ein ordentliches Budget eingestellt. Für uns relativ üppig.
Was haben Sie sich für 2019 vorgenommen?
Unser Ziel ist um die 15 000 Kunden. Mit 14 Leuten ist damit gut zu leben. Wir können auch mal eine Dividende an die Gesellschafter ausschütten. Das haben wir seit unserer Gründung 1992 noch nie gemacht. Die Gesellschafter haben immer auf ihre Dividende verzichtet, um das Unternehmen nach vorne zu bringen.
Wer sind die Kunden?
Ganz normale Endverbraucher, die Familie von nebenan. Aber auch kleine mittelständische Unternehmen. Und das in ganz Deutschland. Sie sind ökologisch orientiert. Wir haben zum vierten Mal in Ökotest sehr gut abgeschnitten. Da merkt man schon, dass man in ganz Deutschland bekannt ist, zumindest in der Szene.
Was heißt eigentlich ProEngeno?
Pro Energiegenossenschaft. Weil wir eine eigene Genossenschaft gegründet haben. Die ist an unserem Unternehmen beteiligt, operiert aber ansonsten eigenständig. Die Genossenschaft sammelt Geld, um Projekte realisieren zu können.
Woher kommt der Strom, den Sie anbieten?
Zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Die Genossenschaft betreibt Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Die ProEngeno konzentriert sich schwerpunktmäßig auf den Vertrieb und die Dienstleistung.
Wo und wie wird das Gas produziert, das Sie anbieten?
Wir haben einen Rahmenvertrag mit Nat-Gas. Wir haben uns verpflichtet, die CO2-Emissionen zu neutralisieren.
Wie macht man das?
Indem wir Projekte unterstützen, die Aufforstung betreiben oder Projekte, die CO2- mindernd sind. Dass wir die Treibhausgase damit kompensieren. Die Summe müssen wir benennen. Es ist ein zertifiziertes Unternehmen, das investiert aufgrund der Daten, die wir liefern. Das läuft über eine dritte unabhängige Stelle.
Sie bieten Ökogas an. Das ist noch etwas anders als Biogas?
Biogas ist erstens teurer und zweitens in Verruf geraten, weil es oftmals mit nachwachsenden Rohstoffen und Monokultur durch Maisanbau in Verbindung gebracht wird. Da sagen die Kunden: Das möchten wir nicht unterstützen. Es gibt einen Streit in der ökologischen Szene darüber, was sinnvoll ist und was nicht.
Und wie fügt sich da Ihr Projekt Biogas-Kläranlage ein?
Die wird nach unserer Auffassung keine nachwachsenden Rohstoffe benötigen, sondern Gülle veredeln und Wasser reinigen. Das ist eine hervorragende, spannende Geschichte. Wenn möglich, und wenn die Kundschaft das akzeptiert, wollen wir Biogaskläranlagen miteinander vernetzen zu einem Großkraftwerk.
Muss ein Kunde für Ökostrom und Ökogas mehr bezahlen als für Strom aus anderen Quellen?
Wir vertreiben keinen Graustrom, Direktstrom, deshalb gibt es bei uns auch keinen Preisunterschied. Der Kunde bekommt im Premiumtarif Ökostrom und bezahlt damit einen Obolus für neue ökologische Projekte. Da geht es nicht etwa um das Anpflanzen von Bäumen, sondern um Neuanlagen.
Derzeit wird viel über die Elektromobilität gesprochen. Inwiefern ist das auch ein Thema für ProEngeno?
Mit unserer Genossenschaft werden wir eine erste E-Tankstelle errichten, in Verbindung mit Photovoltaik. Keine Schnellladestation, die kostet leicht mal 40 000 Euro, sondern eine normale, konventionelle Tankstelle, wo man Fahrräder und Autos betanken kann.
Der Landkreis Leer hatte sich 2016 dafür entscheiden als Großkunde Strom und Gas von der DEG aus dem Raum Heilbronn zu beziehen, um Kosten zu sparen. Nun kann die Deutsche Energie GmbH nicht mehr liefern. Hätte sich der Kreis auch an ProEngeno als Lieferanten wenden können?
Hätten sie machen können, haben sie aber nicht. Wir beliefern die Gemeinden der reformierten Kirche in ganz Deutschland. Mit den beiden großen Kirchen, der evangelischen und katholischen Kirche, haben wir eine Rahmenvereinbarung. Da wollen wir jetzt gucken, was kann man verbessern? Da kommt es zu einem Treffen mit den Beauftragten.
Der Beginn des Jahres ist auch immer die Zeit der guten Vorsätze. Was ist aus Ihrer Sicht ein guter Vorsatz in Sachen Energie?
Für mich war es, das Reisen zu überdenken. Wo kann ich CO2 sparen? Muss ich unbedingt um die halbe Welt fliegen, um 14 Tage Urlaub zu machen? Meine Frau ist da wirklich auch ein Vorbild, weil sie immer sagt: Nee, Freunde, das machen wir nicht. Man sollte ein bisschen nachdenken: Wo fliege ich hin und was mache ich da eigentlich? Ich bin auch gerne unterwegs. Ich habe mir jetzt Rom angeguckt, die ewige Stadt. Ich habe versucht, das mit dem Zug zu machen. Da merkt man, wie kompliziert das ist. Man ist stundenlang am Recherchieren und kommt nicht zum Ende. Das finde ich nervig. Da muss noch was passieren. Da kann man sich besser ins Flugzeug setzen und zack ist das Thema erledigt. Für den, der das nicht will, ist es eine große Herausforderung.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich für das kommende Jahr wünschen?
Für die Firma, dass die Herausforderungen ordentlich bewältigt werden. Dass unser stetiges Wachstum auch über 2019 hinaus bestehen bleibt. Ich selber würde gerne gesund bleiben.
Aktuelles | Proengeno | 01.02.2019