Die Villa 4 Kids Life wird eröffnet

Im Dezember öffnen sich nun endlich die Türen für unser soziales Projekt „Villa 4 Kids“ im westafrikanischen Ghana. Dann können 35 bis 40 Straßenkinder ein neues Heim in Cape Coast beziehen. Die Zimmer für die Waisen werden eingerichtet in einem einstöckigen Gebäude. Wenn nötig, kann der Bau später immer noch um eine Etage ergänzt werden. Derzeit laufen noch die Arbeiten am Grundstück, das landestypisch mit einer Mauer eingezäunt wird. Das Haus hat rund 35 000 Euro gekostet und wurde über Spenden finanziert. ProEngeno unterstützt das Waisenhaus nicht nur finanziell erheblich, sondern kümmert sich unentgeltlich auch um die Verwaltungsarbeit.

Unsere Mitarbeiterin Sina Saathoff wird im Dezember bei der Eröffnung der Villa 4 Kids dabei sein. Die Kauffrau für Büromanagement wird von Herta Everwien durch den Neubau geführt. Everwien ist die Initiatorin des Projektes. Die Emderin, die als Gewerkschafterin bei VW arbeitet, besuchte 1994 zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten, einem gebürtigen Ghanaer, zum ersten Mal das Land und setzt sich seither für die Menschen dort ein.

Die Gründe dafür, dass die Jungen und Mädchen kein Zuhause haben, sind vielfältig. Es kann sein, dass sie von ihren Familien verstoßen wurden, die Eltern bei Unfällen ums Leben kamen oder aber die Kinder weggelaufen sind. Während Mädchen oft in der Prostitution landen, verrichten Jungs häufig gefährliche Arbeiten in der Fischerei. Wenn Netze sich verfangen haben, müssen sie ins Wasser springen und diese aufschneiden. Kranke Kinder werden dem Glauben nach vielfach als Verfluchte betrachtet. Nach Everwiens Erfahrung werden Kinder mit Behinderung leicht verstoßen, weil sie als Kostenfaktor angesehen werden. „Die Umstände“, sagt Herta Everwien, „sind manchmal dramatisch.“ So versuche man bereits seit anderthalb Jahren, die Eltern eines schätzungsweise dreijährigen Mädchens zu finden. „Da kümmert sich keiner drum.“ Es gibt, so weiß die Emderin, auch Kinderheime in Ghana, aber die seien furchtbar: „Fast wie ein Gefängnis.“

 

In Ghana müssen die Kinder schon ab dem fünften, sechsten Lebensjahr in der Familie mithelfen. Kinder in Ghana erfahren laut Everwien viel Gewalt. In der Schule wird noch die Prügelstrafe praktiziert. Nur die ersten vier Jahre der Grundschule sind kostenfrei. Darüber hinaus ist Schulgeld fällig. Aber selbst für die Schuluniformen und das Arbeitsmaterial haben arme Familien kein Geld. Deshalb ist es auch das Ziel, den Waisenkindern zusätzlich zur Unterkunft und Verpflegung eine schulische Bildung zukommen zu lassen. „Sie sollen bei uns eine Heimat haben“.

Das Waisenhaus befindet sich seit 2014 in Bau. Damals wurde zunächst mit der Kläranlage begonnen. 2015 folgte das Fundament, die Bodenplatte. Inzwischen ist es bezugsfertig. Herta Everwien lässt nur bauen, wenn sie selber vor Ort ist und die Aufsicht hat. „Es würde sonst deutlich teurer werden“, weiß sie. Während anfangs nur einmal im Jahr gebaut wurde, war es zuletzt zweimal pro Jahr. Die reine Bauphase beläuft sich damit auf gerade mal sieben Monate. Finanziert wurde das Projekt über Spenden. Verlassen konnte sich die Bauherrin dabei stets auf ihre Kollegen von der IG Metall.

Wie viele Straßenkinder es gibt, lässt sich laut Everwien allenfalls schätzen. Es werden keine Statistiken geführt. In Cape Coast, wo die Villa 4 Kids entsteht, sei das Problem noch nicht so offensichtlich wie beispielsweise in der Hauptstadt Accra oder in den Dörfern. „Da sieht man vor allem nachts die Kinder oft alleine herumlaufen.“
Obwohl Ghana im Vergleich zu den anderen afrikanischen Staaten gut entwickelt sei, herrsche dort nach wie vor viel Armut, sagt die Gewerkschaftlerin. „Es dreht sich alles um die Frage: Wie überlebe ich den Tag.“ Das Land ist laut Herta Everwien deutlich kleiner als Deutschland. „Man redet von 23 Millionen Einwohnern. Ich behaupte, es sind deutlich mehr. Alles konzentriert sich auf die Ballungszentren.“ Accra soll sechs Millionen Bewohner haben. Everwien: „Ich sage, es ist mindestens das Dreifache. Accra ist völlig überfüllt.“
Cape Coast ist laut Everwien die viertgrößte Stadt in Ghana. In der Universitätsstadt an der Küste befindet sich das zweitgrößte ehemalige Sklavenfort, von wo aus die Menschen seinerzeit verschifft wurden. Es gehört zum Weltkulturerbe. Die sehr alte Stadt hat viele junge Bewohner, nämlich 8000 Studentinnen und Studenten aus dem ganzen Land.

Herta Everwien lacht, wenn sie an ihre erste Begegnung mit Ghana vor 25 Jahren zurückdenkt: „Es war ein totaler Schock. Ich wollte den nächsten Flieger nehmen und wieder weg.“ Sie erinnert sich: „ Der Fahrer war am Rauchen, während unter seinem Autositz zwei Benzinkanister standen. Ziegen und Hühner gehörten auch zu den Passagieren. Das Motelzimmer war riesig, aber die Bettwäsche war dreckig wie Sau. Die Dusche funktionierte nicht, das Klo funktionierte nicht.“ Erst später erfuhr die Ostfriesin den Grund: Nachts wird das Wasser abgestellt. Herta Everwien ist geblieben. Nach und nach hat sie sich in das Land verliebt. „Ghana ist arm, es ist dreckig, aber die Leute sind bunt und fröhlich. Das ist der Eindruck, den man mitnimmt.“ Herta Everwien hat ein eigenes Haus dort und „mehr soziale Kontakte als hier“.

Und nun ist sie quasi auch noch Herbergsmutter. Die Fixkosten und den Unterhalt für das Waisenhaus trägt der seit über zwei Jahren gemeinnützig anerkannte Verein „Villa 4 Kids Life“ mit aktuell 38 Mitgliedern. Es können auch Patenschaften für die Kinder abgeschlossen werden. Die Allererste hat ProEngeno-Geschäftsführer Martin Refle übernommen. Er sieht in seinem Engagement in Westafrika auch einen Weg, um Fluchtursachen zu bekämpfen, indem man die Menschen vor Ort unterstützt. Es gibt auch die Möglichkeit, die Patenkinder zu besuchen.

Weitere Fragen beantwortet gerne Sina Saathoff. Sie ist erreichbar unter der Telefon-Nummer 04902 – 91 57 003 oder unter der E-Mail-Adresse info@villa4kids.de

Das Spendenkonto lautet:

Villa 4 Kids Life e.V.

Ostfriesische Volksbank

IBAN: DE 65 2859 0075 4008 7565 00

Aktuelles | Investitionen | 23.08.2019

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