Ghana Reisebericht

wie Sie wissen, unterstützten wir nicht nur finanziell, sondern auch mit unentgeltlicher Verwaltungsarbeit das Hilfsprojekt „Villa4Kids“ im westafrikanischen Ghana. Anfang Januar reisten unsere Mitarbeiter Nils Refle und Sina Saathoff zusammen mit den Influencern Udo Tesch und Wilke Zierden sowie dessen Bruder Hans-Jörg Zierden nach Cape Coast, um sich mit eigenen Augen einen Eindruck zu verschaffen von dem Vorhaben, das von Herta Everwien initiiert wurde. Die Emderin besuchte 1994 zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten, einem gebürtigen Ghanaer, zum ersten Mal das Land. Seither setzt sich die Gewerkschaftsfrau nach Kräften für die Menschen dort ein. Vor allem die Straßenkinder haben es ihr angetan. Sina Saathoff, die für uns die Spendenkontos und Mitgliederbestände des Vereins „Villa4Kids“ verwaltet, erzählt nachfolgend über ihre Erlebnisse in Afrika:

Sie sind vor ein paar Tagen aus Ghana zurückgekehrt. Sie waren dort eine Woche, um sich vor Ort ein Bild von dem Hilfsprojekt „Villa4Kids“ zu machen. Was haben Sie
dort erlebt? Welche Eindrücke bringen Sie mit nach Hause?

Ich bin jetzt rund einen Monat zu Hause. Man hat noch nicht ganz alles verarbeitet. Das kommt erst im Nachhinein. Man muss sich erstmal dran gewöhnen, dass da durchgehend so viel los ist im Gegensatz zu hier.

Sie sind von Amsterdam in die Hauptstadt Accra geflogen, bevor es mit dem Auto weiterging nach Cape Coast.

Richtig, genau. Wir sind ungefähr um 10 Uhr abends am Flughafen in Accra angekommen. Von da aus hat es noch mal drei bis vier Stunden nach Cape Coast gedauert. Herta hatte für uns ein Auto mit Fahrer organisiert.
Infolge von Staus etc. waren wir dann erst gegen zwei Uhr nachts bei Herta.

Wie muss man sich die Straßenverhältnisse dort vorstellen? Gibt es eine gut ausgebaute Infrastruktur?

Die Schnellstraße ist ein bisschen geteert. Dann kommt zwischendurch auch wieder Sand und Schotterweg. Richtig schnell fahren kann man auch nicht, weil da so viel los ist auf den Straßen.

Auch nachts?

Ja, genau. Nachts natürlich weniger. Aber trotzdem ist einiges los auf den Straßen. Einige Leute haben vor ihren Häusern geschlafen auf der Straße. In den Dörfern. Es ist eine lange Straße, die nach Cape Coast führt, und da kommt man durch kleine Dörfer durch.

Sind die Dörfer mit unseren vergleichbar?

Nee. Komplett unterschiedlich. Die Leute haben kleine Hütten oder kleine Häuser gebaut, die meist nicht fertig sind. Sie bauen, wenn sie Geld zur Verfügung haben. Es kann sein, dass da zehn Jahre nichts gemacht wird, die aber in dem Haus schon wohnen. Das Leben spielt sich mehr vor dem Haus statt im Haus ab. Im Haus halten die Menschen sich kaum auf, Wahrscheinlich weil es zu warm ist. Draußen gibt es Kochstellen. Man trifft sich mit anderen. Die Kinder haben keine eigenen Zimmer. Die teilen sich immer mit mehreren Kindern ein Zimmer. Meistens ist dann noch ein Erwachsener dabei. Dadurch fühlen sich dann sicherer.

Wie war Ihr erster Eindruck von Cape Coast?

Auf jeden Fall war da weniger los als in Accra, aber schon immer noch sehr viel. Es ist ähnlich aufgebaut wie Accra, nur eben kleiner. Bei Wikipedia heißt es 170 000 Einwohner. Es gibt dort kein Einwohnermeldeamt. Von der ersten Nacht haben wir nicht viel mitbekommen, weil alle ziemlich platt waren. Alles ist sehr ärmlich dort. Trotzdem sind die Menschen alle freundlich und scheinen glücklich zu sein.

Waren dort auch andere Reisende?

Ja. In Accra ist allgemein mehr los. Cape Coast ist nicht so ein großer Touristenort. Man sieht zwischendurch ein paar Backpacker (Rucksacktouristen).

Sie haben Herta Everwien auch in ihrem privaten Zuhause besucht?

Die ersten Abende waren wir immer da und haben zusammen gegessen. Man muss einen holprigen Weg fahren, bis man bei Herta ankommt. Regelmäßig muss Herta das Haus renovieren. Die Möbel leiden unter den heißen Temperaturen.

Wie war das Essen?

Das war sehr lecker. Den ersten Tag hatte Herta für uns Fufu gemacht. Das ist eine Art Teig, der aus Kochbananen und Samen gekocht wird. Dazu gibt es eine Erdbussbuttersoße mit Hähnchenfleisch. Es wird dort viel Reis gegessen. Außerdem gibt es viele Stände, an denen man frisches Obst kaufen kann.

Wie ist es um die Sicherheit bestellt?

In Cape Coast direkt ist es relativ sicher. Die Leute sind super freundlich und auch sehr gastfreundlich. Ich habe mich immer sicher gefühlt, auch wenn man alleine unterwegs war.

Wie haben Sie sich mit den Menschen dort verständigt?

Die konnten eigentlich alle Englisch. Ich hatte erst Befürchtungen, weil ich nicht so gut Englisch kann. Aber das funktionierte wohl. Man lernt das relativ schnell, wenn man vor Ort ist. Die Landessprache ist Fante.

Nun zur neuen „Villa4Kids“…

Die ist ungefähr eine halbe Stunde von Hertas Haus entfernt. Das Haus wurde in den Vereinsfarben rot, grün und gelb gestrichen. Die erste Etage steht bereits. Da fehlt vorne nur noch ein Tor, so dass die Kinder sich sicher fühlen und einziehen können.

Wie lange bleiben die Kinder in der Regel?

Bis sie in dem Alter sind, dass sie selbstständig sind und eine Ausbildung haben.

Warum ist dieses Angebot so wichtig?

Erstmal, damit die Kinder ein zuhause haben und nicht auf der Straße leben müssen. Was auch wichtig ist, ist, dass die Kinder eine vernünftige Bildung haben. Dass sie sich selbst ernähren können. Die meisten Menschen dort sind Tagelöhner.

Wie heiß war es?

Als wir da waren, war praktisch Winter. Der Saharasand, der da rüber wehte, kühlte das ein bisschen ab. Dennoch war es sehr heiß, schätzungsweise 32 bis 34 Grad.

Und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Für die Menschen da war es relativ kalt. Sie hatten teilweise auch einen Pullover an.

Was war das Schwierigste bei Ihrem Aufenthalt?

Tatsächlich Sachen zu organisieren. Alles ist sehr unorganisiert. Wenn man einen Fahrer braucht, dauert es ein paar Stunden, bis der da ist. Wenn man Essen bestellt, und um acht Uhr essen will, muss man am besten schon um sechs Uhr hingehen, damit das Essen dann um acht Uhr fertig ist. Das Leben dort ist einfach ganz anders, viel entspannter.

Was hat Sie besonders überrascht? Was hätten Sie so nicht erwartet?

Was bei mir sehr hängen geblieben ist, ist die Gastfreundlichkeit und wie nett die Menschen sind. Sie leben sehr in Armut und sind trotzdem alle freundlich. Niemand, der uns komisch angeguckt hat oder unfreundlich war.

Den Co2-Ausstoß durch die Flugreise kompensiert Ihre Firma. Wie funktioniert das?

Wir haben unseren CO2-Ausstoß online über Atmosfair kompensiert.

Die ProEngeno beteiligt sich sowohl finanziell als auch mit kostenloser Verwaltungsarbeit, die Sie in der Firma leisten. Auch der Verein und die Spendenkonten werden von Ihnen betreut. Was können Sie den Engagierten mitteilen?

Ich war total begeistert, als ich die „Villa4Kids“ gesehen habe. Ich kannte sie von Fotos und Videos schon. Ich bin echt davon beeindruckt. Es lohnt sich auf jeden Fall, etwas zu spenden. Das Geld kommt zu hundert Prozent da an, weil wir die Verwaltungsarbeit komplett kostenlos machen. Man hat gemerkt, dass Herta da zu hundert Prozent hintersteht. Und sie gibt den Menschen in Ghana die Chance auf einen Job, damit sie Geld verdienen können. Ich freue mich, dass ich die Verwaltung für den Verein übernehmen darf.

Aktuelles | Aktionen | 18.02.2020

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