Statt Stacheldraht und Grenzzaun: Mexiko investiert in Energiewende
Jenseits der aufmerksamkeitsheischenden Diskussionen um einen neuen Grenzzaun formiert sich Mexiko zur Umkehr in der Energiepolitik: Statt fossiler Brennstoffe sollen künftig vermehrt erneuerbare Energieträger zum Einsatz kommen.
Vor fast genau einem Jahr kündigte Präsident Donald Trump den Austritt der USA aus dem Pariser Abkommen an. Dieses hat zum Ziel, durch geeignete Maßnahmen die durch den Klimawandel verursachte Erderwärmung auf maximal 1,5 ° C zu begrenzen. Die Begründung des US-Präsidenten: Er sehe sich selbst als Anwalt der Kohle- und Stahlarbeiter in den USA und sei dafür gewählt worden, um Pittsburgh zu repräsentieren - nicht Paris, so Donald Trump bei seiner Rede im Rosengarten des Weißen Hauses.
Auch weiterhin lautet die Devise „America first“, was nicht zuletzt in den Drohungen gegen den südlichen Nachbarstaat Mexiko gipfelte: Eine Mauer wolle Trump an der Grenze zwischen beiden Staaten errichten, Mexiko solle dafür auch noch die Kosten tragen. Die Realität sieht jedoch anders aus: Auch wenn südlich des Rio Grande kräftig investiert wird, handelt es sich bei den Projekten jedoch nicht um Grenzzäune oder Stacheldraht, Mexiko arbeitet vielmehr intensiv an der Zukunft der eigenen Energieversorgung.
Mexiko steht vor der Energiewende
Bereits im Jahr 2016 hatte Mexiko einen Plan zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2050 vorgestellt - und das Vorhaben ist ehrgeizig: Der Ausstoß von Treibhausgasen soll im Vergleich zu den im Jahr 2000 erfassten Werten um 50 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig soll der Anteil an nicht-fossilen Energieerzeugern bis zum Jahr 2013 auf 35 Prozent und bis 2050 auf 50 Prozent steigen. Alternativen zu den fossilen Energiequellen sind demnach die Windkraft, Solar, Kraft-Wärme-Kopplung, Bio-Energie, Wasser, Geothermie und leider auch Atomenergie.
Mit dem im Jahr 2008 verabschiedeten „Gesetz für die Nutzung erneuerbarer Energien und für die Finanzierung der Energiewende“ hatte Mexiko bereits die Grundlage geschaffen und sich darauf festgelegt, den Anteil an erneuerbaren Energien zu steigern. In diese Richtung zielte auch die 2013 durchgeführte Verfassungsänderung, die den Strom-, Gas- und Ölsektor liberalisierte und somit die Stromerzeugung und -vermarktung durch private Unternehmen möglich machte.
Wegweisende Vorbereitung und Unterstützungsmaßnahmen
Die mexikanische Energiewende soll mit zahlreichen Maßnahmen gezielt unterstützt werden, wie beispielsweise mit verschiedenen Förder- und besonderen Abschreibungsmöglichkeiten. Darüber hinaus sollen kleinere Energieerzeuger per „Netmetering“ überschüssigen Strom in das Netz einspeisen und bei Bedarf kostenlos wieder entnehmen können. Alternativ besteht die Möglichkeit, den Strom über das neuere Netbilling an den bisherigen Monopolisten Comisión Federal de Electricidad (CFE) zu verkaufen. Die großen Energieverbraucher müssen künftig belegen, dass ihr Strommix wenigstens einen Anteil von fünf Prozent an sauberer Energie enthält. Dieser Anteil soll sukzessive jährlich erhöht werden. Um die Stromverteilung zuverlässig zu gewährleisten, soll die Netzinfrastruktur bis zum Jahr 2026 jährlich um 1,1 Prozent wachsen. Auch wenn die CFE derzeit noch allein für die Verteilung und Übertragung des Stroms verantwortlich zeichnet, wird der Stromsektor von der Energieregulierungskommission Mexikos (CRE) reguliert.
Während die USA die Förderquoten für Fracking-Öl permanent erhöhen und sich so an die Weltspitze der Ölproduzenten arbeiten, scheint Mexiko die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: Ohne geeignete Alternativen lässt sich künftig der steigende Energiebedarf nicht mehr zuverlässig decken. Ob dazu nun allerdings Atomenergie genutzt werden muss, ist und bleibt eine Ansichtssache. Bislang scheint nur Deutschland aus den Sorgen um die enormen Risiken die notwendigen Konsequenzen ziehen und den Preis dafür zahlen zu wollen. Und doch ist jeder Schritt, den ein Staat in Richtung Energiewende geht, ein richtiger und wichtiger für unseren Planeten.
Aktuelles | Energiewende | 30.07.2018